VON UNTEN NACH OBEN

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Conny Plank und Florian Schneider bestellten Odysseys, und beim
ARP-Vertrieb wurde man hellhörig. "Wir hätten da eine Idee. Was halten die Herren davon, einen Synthesizerladen für Deutschland aufzumachen", so Herr Huyboom von ARP. "Sie bekommen das ganze ARP-Programm, und zahlen können Sie mit 3% Skonto nach 30 Tagen." Bei dem Besuch in Bodegraven wurde Matten und Wiechers auch der ARP-Sequencer vorgeführt, und sie erkannten gleich, dass dieser nun mal eher dem Geldbeutel der meisten Kunden entsprechen würde. Außerdem war er mit seiner Quantize-Funktion eine starke Konkurrenz zu dem von Wiechers entwickelten Stufenschaltern für Tonhöhen (Intervallomat). "Wir haben meinen VW mit dem kompletten ARP-Programm vollgeladen (die Geräte waren innerhalb von 2 Wochen verkauft) und sind auf dem Weg nach Bonn, stolz wie Oskar, erst mal über Köln zum Fachblatt-Herausgeber Klaus Böhler gefahren. Wir haben ihm erzählt, dass wir mit Schulze, Froese, Kraftwerk und Stockhausen Kontakt hätten, und dass wir jetzt einen Synthesizer- Laden eröffnen wollten. Er sollte doch bitte mal was darüber schreiben, natürlich unentgeltlich." Böhler meinte, dass das alles ganz wunderbar sei, aber im Erdgeschoss sei ein großes Musikgeschäft (Music City) und die hätten bestimmt auch viele tolle Gitarren und wichtige Kunden, und wenn er das bei ihnen umsonst machen würde, dann wollte der Herr Weber auch alles umsonst, und das wäre nun mal nichts. Statt dessen bot Klaus Böhler den Bonnern an, eine kleine Anzeige für den ARP-Sequencer zu gestalten und knöpfte ihnen dafür auch noch gleich DM 400,- in bar ab. Damit waren Matten und Wiechers aus Bonn nun das weltweit erste Spezialgeschäft für Synthesizer.

Anzeige im Fachblatt 9/1976

Die erste Anzeige im Fachblatt 9/1976
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Fachblatt-Herausgeber Klaus Böhler 1976

Klaus Böhler
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Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass die Küche von Hajo Wiechers Mutter auf Dauer nicht mehr der geeignete Ort sein würde. Denn man brauchte vernünftige Räumlichkeiten zum Konstruieren, Experimentieren und zum Vorführen. Ein Bekannter hatte nach dem Abi mit zwei Freunden in Bonn eine Musikerkneipe aufgemacht. Diese hieß Zero (später Penelope) und war in der Kölnstraße 47. Die alte Kegelbahn im Keller stand leer und Matten und Wiechers durften einziehen. Für DM 50,- im Monat, inklusive Nebenkosten. Schnäppchen.

Comic im FachblattSSB in der Kölnstrasse

"Der Besitzer Thomas Biermann versprach sich davon, dass unsere zum Teil prominente Kundschaft seinen Laden aufwerten würde. Klaus Schulze war da und regelmäßig auch Kraftwerk. Das war schon ziemlich verrückt, wenn die Kneipe samstags knallvoll war und wir im weißen Kittel mit Ralf und Florian die Kisten aus dem Keller (geheimnisvolle Metalltür, im Fachblatt gab's darüber mal einen Comic) durch die Menschenmassen trugen. Später hat sich die Kneipe zu dem Drogentreff in Bonn entwickelt. Wir sind dann in die Franzstraße 29 gezogen, in Frau Schneiders ehemaliges Lebensmittelgeschäft. Das hat dann DM 413,50 inkl. Nebenkosten gekostet. Wir haben uns das sehr lange überlegt, ob wir uns das leisten konnten. Ein Jahr später haben wir uns jeder einen Mercedes S-Klasse gekauft - in bar, einfach so!



Im Keller fanden wir eine schwarze Werbeaufstelltafel, damals war das üblich, so etwas vor das Geschäft zu stellen, täglich mit den aktuellen Angeboten mit sauberer Kreide beschriftet: Blumenkohl, heute 50 Pfennig. Wir haben neu getextet und die Tafel ebenfalls vor das Geschäft gestellt: Minimoog, heute nur DM 2995,-. Die Fenster- und den Türrahmen haben wir dann in Diskograu gestrichen.


Nachdem sich die Firma Moog entschlossen hatte, Synthesizer nicht mehr über den Importeur Studio Funk in Hamburg an den Musikinstrumentengroßhandel Dynacord in Straubing, sondern direkt ab Zolllager Rotterdam an ausgesuchte Stützpunkthändler zu liefern, war dann mit „Hintern zusammenkneifen“ der Preis von DM 2995,- für den Minimoog möglich. Ich war schon immer für die Demokratisierung der Produktionsmittel: Maschinen für das Volk.
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Dieter Roggendorf berichtet
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